Christine Gruber

Immer und immer wieder staunen darüber, wie Lebensgeschichten sich zusammenweben, wo die Fäden hinführen und wo sie herkommen, so erlebe ich meine Tätigkeit als Psychologin und Traumabehandlerin. In dem Sinne bin ich eine Wissenssammlerin und das meiste findet sich in den hintersten Schubläden der Menschen. Unterwegssein in fremden Ländern oder im Praxisraum teilzuhaben an Lebensgeschichten – beides ließ mich auch Erfahrung damit sammeln, welche Narben Verletzungen hinterlassen können, psychischer oder physischer Natur.

Mein gesammeltes, intuitives Wissen verbindet sich schreibend. Deshalb schreibe ich in Therapiesitzungen mit, wenn ich Lebensgeschichten erzählt bekomme; fülle unzählige Blöcke mit Zitaten, wenn ich Bücher lese. Nach langen Spaziergängen – am liebsten durch kühlen Wald – wo sich aus meinen Gedanken Zusammenhänge formen, bringe ich diese nachher zu Papier. Als Karin Dannecker in einem Vortrag den Steinbildhauer Knapp aus Frankfurt zitierte: “…am Ende ist ein Stück von mir im Stein, und ein Stück Stein in mir …” konnte ich das für mich übersetzen in: “Am Ende ist ein Stück von mir im Text und ein Stück Text in mir.” Was Ausdruck findet, wirkt auf die Persönlichkeit ein und umgekehrt.

Das verstehe ich unter SelbstHeilKunst, und um die zu fördern, eignet sich Journal Writing Therapy wunderbar: wenn etwas von Innen her zu überfluten droht, aber zum Ausdruck kommen kann, eine Form findet und im besten Fall Basis für sinnvolles Handeln wird oder die Möglichkeit zur Reflexion eröffnet, dann passiert Heilung.

So wundert es vielleicht auch nicht, dass die Idee zur Gründung des UNUM institute während einer Freischreibübung in einem Workshop des writers studio aufgetaucht ist.